Hermann Kafka

Galanteriewarenhändler

* 1852    † 1931

 

Lebenslauf

Hermann Kafka wurde am 14. September 1852 in Wosek, Südböhmen, geboren. Seine Eltern waren der jüdische Fleischhauer Jacob Amschel Kafka (1814–1889) und dessen Frau Franziska, geborene Platowsky (1816–1885). Er hatte fünf Geschwister, und es ist davon auszugehen, dass er - im Sinne der üblichen Gegebenheiten im Milieu jüdischer Handwerker und Händler - bereits als Kind mitarbeiten musste.

Von 1872 bis 1875 leistete er seinen Militärdienst. Daran anschließend ging er nach Prag, wo er sich zunächst als Handelsreisender verdingte. Er lernte Julie Löwy, seine spätere Frau kennen, und begann bereits während der Verlobungszeit mit Vorbereitungen für eine Geschäftsgründung. Er heiratete am 3. September 1882.

Hermann Kafka war der Vater von Franz Kafka und dessen Schwestern Gabriele, Valerie und Ottilie. Zwischen der Geburt seines Sohnes und der drei Töchter verstarben zwei weitere Söhne im Kindesalter.

Ein strenger Familienvater und Gatte

Das Verhältnis von Hermann Kafka zu seinem Sohn ist sehr gut dokumentiert. Franz litt unter der Strenge und Bedingungslosigkeit seines Vaters. Diesem rechthaberischen Machtanspruch beugten sich auch seine Frau Julie und die älteren Töchter Gabriele und Valerie. Nur die jüngste Tochter Ottilie setzte dem Vater etwas entgegen und ihre Vorstellungen in Bezug auf Ehe und Beruf durch. Das Bündnis zwischen Franz und seiner Schwester Ottilie kann in diesem Kontext gut nachvollzogen werden.

Hermann Kafka und Franz Kafka

Hermann Kafka versuchte seinen Sohn dazu zu bewegen, seinen Vorstellungen nachzukommen. Er übte hierfür starken moralischen Druck aus. Franz ließ sich von seinen schriftstellerischen Arbeiten nicht abbringen, auch wenn der Vater diesen überhaupt nichts abgewinnen konnte. Eine künstlerische Persönlichkeit muss Hermann Kafka als fragwürdige Existenz erschienen sein. Für Hermann Kafka zählten Fleiß und Hingabe an einen “anständigen” Beruf. Menschen, die aus seiner Sicht einen niedrigeren sozialen Rang einnahmen, interessierten ihn nicht. Immer wieder wies er seine Familie darauf hin, aus welch schwierigen Verhältnissen er käme und wie es ihm gelungen sei, ein Geschäft zu gründen und aufzubauen.

Brief vom Sohn an den Vater

Im Jahre 1919 schrieb Franz Kafka einen Brief an seinen Vater, den er jedoch nie abschickte. Hier zeigt sich, dass Franz sich im Vergleich zum Vater immer als schwach, klein, unbedeutend wahrgenommen hat. Etwa, wenn er mit ihm die Schwimmschule besuchte und die Gestalt des Vaters ihm übermächtig vorkam, während er, der Sohn, ein fast schon lächerliches Geschöpf darstellte. Die aus Franz Kafkas Leben nicht wegzudenkende innere Vorstellung, in keinster Weise den Anforderungen des Lebens zu genügen, hängt unmittelbar mit den Erfahrungen, die er als Kind mit seinem Vater machte, zusammen. Der berühmte “Brief an den Vater”, selbst zu einem Stück Literatur geworden, ist jedoch nicht nur eine Anklage des Vaters, sondern nimmt gleichermaßen eine Form der Bewunderung an. Für Franz Kafka war sein Vater ein Mensch, der alles in sich vereinte, was er selbst nicht hatte: Selbstbewusstsein, Selbstvertrauen, innere Festigkeit.

Julie Löwy über ihren Mann Hermann

Nach dem Tod ihres Mannes sind folgende Zeilen seiner Witwe überliefert:

"Mein theuerer verstorbener Mann stammte aus Wossek bei Strakonitz. [...][Er] wurde als 14jähriger Knabe in die Fremde geschickt und muste sich selbst ernähren. Er wurde im zwanzigsten Jahr Soldat und hat es biß zum Zugführer gebracht. In seinem dreißigsten Lebensjahre hat er mich geheiratet. Er hatte sich mit kleinen Geldmitteln etabliert und hatte es, da wir beide sehr fleiß waren, zu einem geachteten Namen gebracht."

Verkauf des Geschäfts, Nachlassbestimmung, letzte Jahre und Tod

Im Juli 1918 verkaufte Hermann Kafka das Galanteriewarengeschäft an einen Verwandten. Nach dem frühen Tod seines Sohnes Franz unterzeichnete er einen Vertrag, der Max Brod zum Herausgeber des Nachlasses bestimmte und Dora Diamant 45 Prozent der Einnahmen aus den Veröffentlichungen zusprach.

Die letzten Jahre seines Lebens war Hermann Kafka gebrechlich. Ein Foto zeigt ihn in einem Rollstuhl. Er starb am 6. Juni 1931 in Prag.

Weblinks

Familiengrab der Familie Kafka auf dem neujüdischen Friedhof in Prag

Hermann Kafka wurde im Familiengrab auf dem neujüdischen Friedhof in Prag bestattet. Dort fanden auch seine Frau Julie und sein Sohn Franz ihre letzte Ruhe.
Zudem erinnert eine Gedenktafel an seine drei Töchter Gabriele, Valerie und Ottilie, die in Vernichtungslagern des NS-Regimes ermordet wurden.

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Verbunden mit der Familie

Julie Kafka

Julie Kafka

Ehepartner
*1856 †1934
Ottilie Davidová

Ottilie Davidová

Tochter
*1892 †1943
Valerie Pollak

Valerie Pollak

Tochter
*1890 †1942
Gabriele Kafka

Gabriele Kafka

Tochter
*1889 †1942
Franz Kafka

Franz Kafka

Sohn
*1883 †1924